Prinzessin Emilia und die schlafenden Tiere

Es war ein wunderschöner Morgen im Königreich von Prinzessin Emilia. Die Sonne strahlte über den Schlossgarten, die Blumen blühten in allen Farben, und normalerweise waren die Tiere hier sehr lebendig – die Kaninchen hüpften fröhlich, die Vögel zwitscherten, und die Enten planschten im Teich. Doch heute war alles anders.

„Minka, irgendetwas stimmt nicht,“ sagte Emilia besorgt, während sie durch den Garten schritt. Ihre kluge Katze Minka, die immer an ihrer Seite war, schlich aufmerksam hinter ihr her.

„Du hast recht, Prinzessin,“ antwortete Minka mit einem Schnurren. Sie war eine sprechende Katze, die immer mit Rat und Tat zur Seite stand. „Die Kaninchen bewegen sich nicht, die Vögel sind stumm, und sogar der Hund Bruno schnarcht unter dem Baum.“

Emilia kniete sich zu Bruno hinunter und stupste ihn sanft an. „Bruno, wach auf!“ rief sie. Doch Bruno rührte sich nicht, sondern schnarchte laut weiter.

„Das ist nicht normal,“ sagte Emilia und sah sich um. „Minka, wir müssen herausfinden, was hier los ist.“

„Da stimme ich dir zu,“ antwortete Minka. „Vielleicht weiß Zauberer Pippo etwas. Er ist immer gut informiert.“

Prinzessin Emilia und Minka eilten zum Turm von Zauberer Pippo, der am Rand des Schlossgartens lag. Pippo war ein freundlicher, wenn auch etwas zerstreuter Zauberer mit einem großen, spitzen Hut und einer Vorliebe für seltsame Zaubertränke.

„Prinzessin Emilia! Minka! Was führt euch zu mir?“ fragte Pippo, als sie hereinkamen.

„Alle Tiere im Garten schlafen und wachen nicht mehr auf,“ erklärte Emilia besorgt. „Weißt du, was passiert sein könnte?“

Pippo kraulte sich den Bart. „Schlafende Tiere, sagst du? Hm, das klingt nach einem magischen Problem. Lasst mich nachsehen.“ Er blätterte in einem großen, staubigen Buch, während bunte Funken aus seinem Zauberstab sprühten.

„Ah, hier steht es!“ rief Pippo und hielt eine Seite hoch. „Es gibt einen alten Schlafzauber, der Tiere in einen tiefen Schlaf versetzt. Aber er ist sehr selten und schwer auszuführen.“

„Wer könnte so einen Zauber ausgesprochen haben?“ fragte Minka. „Und warum?“

Pippo runzelte die Stirn. „Es könnte ein Zauberlehrling gewesen sein. Vielleicht jemand, der seine Magie nicht ganz im Griff hat.“

Plötzlich hörten sie ein leises Schluchzen aus der Ecke des Turms. Emilia spähte hinter einen Stapel Bücher und fand einen kleinen Jungen in einer zu großen Zauberrobe. Er wischte sich die Tränen aus den Augen.

„Wer bist du?“ fragte Emilia sanft.

„Ich… ich bin Linus,“ stammelte der Junge. „Ich bin ein Zauberlehrling und wollte nur ein bisschen üben. Aber… aber ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht.“

„Du hast den Schlafzauber gesprochen?“ fragte Pippo mit einem strengen Blick.

Linus nickte schuldbewusst. „Ich wollte nur ein kleines Nickerchen für die Kaninchen zaubern. Aber dann… ging alles schief.“

Emilia kniete sich neben ihn. „Es war ein Unfall, Linus. Aber wir müssen den Zauber rückgängig machen, damit die Tiere wieder aufwachen können.“

„Aber ich weiß nicht, wie!“ rief Linus verzweifelt. „Ich kenne nur den ersten Teil des Zaubers.“

„Keine Sorge, Linus,“ sagte Pippo und legte eine Hand auf seine Schulter. „Wir finden einen Weg, den Zauber zu brechen.“

Emilia schaute Pippo entschlossen an. „Was brauchen wir, um den Gegenzauber zu sprechen?“

Pippo überlegte und klappte sein Buch auf. „Der Gegenzauber erfordert drei Dinge: eine Feder von einem schlafenden Vogel, ein Blatt von einem Baum, der niemals schläft, und ein Tropfen Wasser aus dem klarsten Teich im Garten.“

„Dann los!“ rief Emilia. „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

Zuerst suchten sie nach einer Feder. „Die Vögel schlafen auf den Zweigen,“ sagte Minka, während sie in den Bäumen Ausschau hielt. Emilia kletterte vorsichtig auf einen niedrigen Ast und nahm eine kleine, glänzende Feder von einem schlafenden Rotkehlchen.

„Eins erledigt,“ sagte sie stolz und steckte die Feder in ihren Korb.

Als nächstes suchten sie den Baum, der niemals schläft. Pippo führte sie zu einer alten Eiche im Herzen des Gartens. „Dieser Baum ist immer wach,“ erklärte er. „Seine Blätter bewegen sich selbst in der tiefsten Nacht.“

Emilia pflückte ein Blatt von der Eiche und legte es zu der Feder.

„Bleibt nur noch das Wasser,“ sagte Minka. „Der klarste Teich ist der im Rosengarten.“

Am Teich sammelten sie einen Tropfen des kristallklaren Wassers in einer kleinen Phiole. „Das ist der letzte Schritt!“ rief Emilia. „Jetzt zurück zu den Tieren!“

Zurück im Garten bereitete Pippo den Zauber vor. „Alle Zutaten sind hier,“ sagte er. „Jetzt brauche ich jemanden, der den Zauber spricht.“

Linus trat zögernd vor. „Ich habe den Schlafzauber ausgesprochen. Ich sollte den Gegenzauber sprechen.“

„Das ist sehr mutig von dir,“ sagte Emilia ermutigend. „Wir vertrauen dir.“

Pippo flüsterte Linus die Worte des Zaubers zu, und Linus hob zitternd seinen Zauberstab. „Mit Feder, Blatt und Tropfen rein, bringt den Tieren das Erwachen ein!“ rief er.

Ein goldenes Licht breitete sich aus und hüllte den Garten ein. Die Tiere begannen sich zu rühren. Bruno gähnte und schüttelte den Kopf, die Kaninchen streckten ihre Pfoten, und die Vögel zwitscherten fröhlich.

„Es hat funktioniert!“ rief Emilia glücklich. „Die Tiere sind wieder wach!“

Zur Feier des Tages beschlossen Emilia und Pippo, ein großes Fest im Garten zu veranstalten. Tische wurden mit Kuchen, Obst und Saft gedeckt, und die Tiere liefen überall herum, fröhlich und munter.

Linus stand schüchtern am Rand, doch Emilia holte ihn zu den anderen. „Du hast einen Fehler gemacht, aber du hast auch den Mut bewiesen, ihn wieder gutzumachen. Das ist wahre Stärke, Linus.“

„Danke, Prinzessin,“ sagte Linus und lächelte zum ersten Mal. „Ich werde hart arbeiten, um ein besserer Zauberer zu werden.“

Minka, die mit Bruno spielte, sah zu Emilia und sagte: „Zusammen können wir jedes Problem lösen.“

Die Feier dauerte bis in die späten Stunden, und alle – Menschen und Tiere – genossen den Frieden und die Freude, die wieder in den Schlossgarten zurückgekehrt waren.

Gute Nacht und süße Träume. 😴✨